Mulchen

  • 2.1 Praxis und Technik

    2.1 Praxis und Technik

    Unter Mulchen versteht man das Zerkleinern und Liegenlassen des Aufwuchses (SCHREIBER et al. 2009). Diese Methode eignet sich, wenn das Schnittgut nicht anderweitig verwendet werden kann. Außerdem verursacht Mulchen wesentlich niedrigere Kosten als Mahd (BRIEMLE et al. 1991). So kann bei Pflanzengesellschaften, die eigentlich zweimal im Jahr gemäht werden, über längere Zeit Mulchen als kostengünstigere Pflegemaßnahme genutzt werden (NEITZKE 1991). Eine weitere Eigenschaft des Mulchens ist, dass es einer Narbenverfilzung durch gehäuftes Auftreten von altem Gras entgegen wirkt (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Zum Mulchen kann man Sichel- (senkrechte Schneidewerkzeuge) oder Schlegelmulchgeräte (waagerechte Schneidewerkzeuge) einsetzen (LÖBBERT 1998). Bei einmaligem jährlichem Mulchen sollte der Schnittzeitpunkt nicht vor Juli liegen. Bei Zweischnittnutzung ist der erste Schnitt Mitte bis Ende Juni durchzuführen und der zweite ab Ende August (SCHREIBER et al. 2009). Zur Offenhaltung von Lebensräumen mit geringem Gehölzaufwuchs sollte alle zwei bis drei Jahre gemulcht werden. Es ist jedoch zu bedenken, dass mit abnehmender Häufigkeit des Mulchens die Krautschicht einer Sukzessionsfläche immer ähnlicher wird. „Um Wiesen-Pflanzengesellschaften in Ihrer ursprünglichen Artenzusammensetzung zu erhalten, reicht Mulchen alle paar Jahre also nicht aus“ (SCHREIBER et al. 2009, S. 358). Zum Schutz der Fauna sollte auf großflächiges und jährliches Mulchen verzichtet werden (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Eine schonende Möglichkeit stellt das streifenweise Mulchen von 10 bis 15 Meter breiten Streifen dar (SCHREIBER et al. 2009). Dadurch wird mobilen Tieren die Flucht und eine schnelle Wiederbesiedelung der Fläche ermöglicht.

    Durch Mulchen bildet sich vorübergehend eine Streuschicht, die schon nach einigen Wochen oder erst nach einigen Monaten weitgehend zersetzt ist (SCHREIBER et al. 2009). Die Dauer des Zersetzungsprozesses ist dabei abhängig von der biologischen Bodenaktivität, welche im Jahresverlauf in Bezug auf die Witterung variiert. Herbst und Winter sind klimatisch ungünstig für den Abbau der Biomasse. Ein weiterer Faktor, der die Zersetzungsdauer bestimmt, ist neben den klimatischen Bedingungen der Zustand der Biomasse. Verholztes oder totes Pflanzenmaterial  wird relativ langsam abgebaut.

  • 2.2 Auswirkungen

    2.2 Auswirkungen

    • 2.2.1 Boden

      2.2.1 Boden

      Durch das Belassen der abgeschnittenen Biomasse auf der Fläche werden dem Boden Nährstoffe zurückgeführt, was nicht ohne Verluste geschieht (SCHREIBER et al. 2009). Eine Nährstoffanreicherung muss daher nicht unbedingt stattfinden. Ein weiterer Effekt des Mulchens ist, dass der Humusgehalt auf der Fläche zunimmt (BRIEMLE et al. 1991).

    • 2.2.2 Flora

      2.2.2 Flora

      Durch Mulchen werden Vegetationsbestände offener, was zur Ausbreitung von lichtbedürftigen Arten, insbesondere Armutszeigern, führen kann (SCHREIBER et al. 2009). Bei zu dicken Mulchschichten wird jedoch das Wachstum der Pflanzen gehemmt, was zur Folge hat, dass sich nur wenige wüchsige Arten durchsetzen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Nach DÖRING (2009) beherbergen gemulchte Flächen meist weniger Pflanzenarten als Flächen auf denen Mahd mit Abtransport des Schnittes durchgeführt wird. Auch der Zeitpunkt des Mulchens kann sich auf die Vegetation auswirken. Beim alleinigen Mulchen im Herbst oder Winter kommt es zu ähnlichen Vegetationsänderungen wie bei einer Brache (NOWAK & SCHULZ 2002). Ungünstige Ergebnisse in Hinblick auf die Artenvielfalt konstatieren TONN & BRIEMLE (2010) auch bei einmaligem Mulchen Mitte Juli. Zweimaliges Mulchen pro Jahr stellt dagegen eine günstige Methode zum Erhalt von Minimalausprägungen von Grünlandgesellschaften dar (MOOG et al. 2002).

    • 2.2.3 Fauna

      2.2.3 Fauna

      Große Individuenzahlen der in der Kraut- und Streuschicht lebenden Tiere werden durch Mulchen verletzt oder getötet (SCHREIBER et al. 2009). Des Weiteren werden sie einer plötzlichen strukturellen und mikroklimatischen Veränderung ausgesetzt. Ohne das Mulchen gingen jedoch die Lebensräume vieler dieser Tiere durch Verbrachung und Gehölzaufwuchs verloren.

  • 2.3 Mulchen des LRT 6440

    2.3 Mulchen des LRT 6440

    BRIEMLE et al. (1991) bemerkt, dass auf nassen und sehr wüchsigen Standorten vom Mulchen abgesehen werden sollte, da eine vollständige Zersetzung der großen Biomassemengen innerhalb eines Jahres meist nicht möglich ist. Somit würde durch das Mulchen des LRT 6440 eine Streudecke entstehen, wodurch es sich als Pflegemaßnahme nicht eignet (JÄGER et al. 2002a).

  • 2.4 Mulchen des LRT 6510

    2.4 Mulchen des LRT 6510

    Zur Erhaltung der Mageren Flachland-Mähwiesen ist Mulchen nicht geeignet, da das Mulchmaterial nicht innerhalb eines Jahres abgebaut wird und sich eine Streudecke entwickeln würde (JÄGER et al. 2002b). Bei nährstoffarmen Glatthaferwiesen (z. B. Salbei-Glatthaferwiesen) kann es jedoch als Ersatzmaßnahme zur Mahd eingesetzt werden (SCHREIBER et al. 2009). Bei ein- bis zweifacher Durchführung auf Salbei-Glatthaferwiesen besteht die Möglichkeit, dass Magerkeitszeiger zunehmen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Bei wüchsigen Glatthaferwiesen nehmen bei spätem einmaligem Mulchen hochwüchsige Hemikryptophyten (z. B. Arrhenatherum elatius, Crepis biennis) zu (NEITZKE 1991).

  • 2.5 Mulchen des LRT 6520

    2.5 Mulchen des LRT 6520

    Bergmähwiesen können durch Mulchen lange Zeit aufrechterhalten werden (BÖHNERT 2009). Bevor Goldhafer-Bergwiesen einer Nutzungsaufgabe unterliegen, sollte ihr Artbestand durch einmaliges Mulchen im Juni bewahrt werden (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Allerdings stellt diese Nutzungsart nur  in den klimatisch günstigen Gebieten, in denen eine rasche Streuzersetzung stattfindet, eine kurzzeitige Alternative dar. Zudem wirkt diese Nutzung einer gewünschte Aushagerung entgegen (DIERSCHKE 1986, 2009). Eine dauerhafte Erhaltung des Arteninventars und der -vielfalt, insbesondere der niedrigwüchsigen Arten und wuchsschwachen Magerkeitszeiger, wird durch zunehmende Oberflächenverfilzung bei unzureichendem Streuabbau nicht erreicht (BRUELHEIDE et al. 1997; BÖHNERT 2009).