Beweidung

  • 3.1. Weidetiere

    3.1. Weidetiere

    Für die Beweidung von Grünländern kommen verschiedene Wild- und Haustiere in Betracht, die sich u. a. in ihren Futterpräferenzen und Verbisstechniken, ihrem Weideverhalten sowie hinsichtlich der Anforderungen an ihre Haltung unterscheiden (VON KORN 1992; NIETSCHE & NIETSCHE 1994; VON OHEIMB et al. 2006). Im Rahmen von Beweidungsprojekten wird insbesondere die Eignung der verschiedenen Tierarten hinsichtlich zweier Gesichtspunkte betrachtet (NIETSCHE & NIETSCHE 1994): (i) Eignung des Grünlandaufwuchses als Nahrungsgrundlage, (ii) Vereinbarkeit der Beweidung mit dem Biotop- und Artenschutz. Dazu sollte prinzipiell eine Beweidung mit den Tierarten durchgeführt werden, die schon in früheren Jahren die Nutzung der Flächen vornahmen. So kann gewährleistet werden, dass die durch die Beweidung hervorgebrachte Flora und Fauna im Gebiet erhalten bleibt (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Zu den seit jeher eingesetzten Weidetieren zählen vor allem verschiedene Rinder-, Pferde-, Schaf- und Ziegenrassen, deren Vorzüge sowie Nachteile im Folgenden näher erläutert werden.

    Weitere im Folgenden nicht näher erläuterte Haustierarten haben heute bei der Nutzung von Grünländern keine oder nur eine untergeordnete Bedeutung. Ihre derzeitige Haltung beschränkt sich fast ausschließlich auf eine Stallhaltung (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Beispielsweise wurden ehemals Flächen mit Schweinen beweidet, da diese robust, anspruchslos bezüglich des Futters und anpassungsfähig an das Klima sind. Aufgrund heutiger sehr strenger veterinärmedizinischer Auflagen ist diese Form der Beweidung in Deutschland jedoch weitgehend aufgegeben worden. Weitere Tierarten, die sich im Zuge einer Beweidung eignen sind u. a. Wisent, Rothirsch, Damhirsch, Elch, Wasserbüffel, Esel, Mufflon oder auch Alpaka (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008).

    • 3.1.1 Rinder

      3.1.1 Rinder

      Im Rahmen der Intensivierung der Landwirtschaft änderten sich die Nutzziele der Rinderhaltung. Ehemals wurden sie zur Milch- und Fleischgewinnung sowie als Arbeitsvieh gehalten, heute bestimmen qualitative und quantitative Milchleistung und/oder gute Mastfähigkeit verbunden mit hohen Fleischerträgen das Zuchtziel (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Aufgrund dessen lassen sich Fleischrinder- bzw. Mastrinder-, Land- und Robustrassen unterscheiden. Für die Grünlandbewirtschaftung spielen alte Landrassen sowie Robustrassen eine entscheidende Rolle. Laut NIETSCHE & NIETSCHE (1994) werden Landrassen aufgrund ihrer Genügsamkeit, Robustheit, Zähigkeit und wegen ihres Geschickes, sich auch in schwierigem Gelände zu bewegen, eingesetzt. Dennoch gehören sie heute infolge ihrer Verdrängung durch Hochleistungsrassen zu den gefährdeten Haustierrassen (ALBERS et al. 1992; NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Als Robustrassen gelten u. a. Galloway und Highland-Cattle (ALBERS et al. 1992; NIETSCHE & NIETSCHE 1994) aber auch Abbildzüchtungen des Auerochsen wie Heckrind oder Taurusrind, wobei das Taurusrind dem Auerochsen von der Größe und dem Erscheinungsbild deutlich näher kommt (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Robustrassen ermöglichen eine ganzjährige Beweidung von Grünländern, wobei jedoch laut NIETSCHE & NIETSCHE (1994) zur Schonung der Grasnarbe eine Beweidungspause des Grünlandes im Winter eingeschaltet werden sollte. Zudem muss bei der Beweidung von Feuchtgrünländern mit Rindern eine intensive Klauenpflege und -beobachtung erfolgen, da der weiche feuchte bis nasse Boden keine Möglichkeit für die Abnutzung der Klauen der Tiere bietet und sich so schnell Klauenkrankheiten einstellen können (NIETSCHE & NIETSCHE 1994).

      Rinder treten mit ihrer gesamten Klauenfläche auf dem Boden auf, aus dem ein schonenderer Tritt, als es bei Ziegen und Schafen der Fall ist, resultiert (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). VON KORN (1992) stuft die Trittwirkung der Rinder aufgrund ihres höheren Gewichtes im Vergleich zu Ziegen und Schafen stärker schädigend ein; ebenso SPATZ (1994).
      Infolge des Fehlens von Schneidezähnen im Oberkiefer der Rinder wird die Vegetation nicht abgebissen, sondern abgequetscht und abgerissen (KLAPP 1971; VOIGTLÄNDER et al. 1987; NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Es entsteht keine gleichmäßige Verbisstiefe und es bleibt ein assimilationsfähiger Vegetationsrest erhalten, so dass das Fraßverhalten des Rindes als schonend angesehen wird (KLAPP 1971; VON OHEIMB et al. 2006). Die selektive Fraßwirkung ist bei Rindern geringer als bei Pferden, Ziegen oder Schafen (KLAPP 1971; VON KORN 1992); zudem fressen sie gleichmäßig und in geringen Mengen auch Gehölze (BÜCHE & TWELBECK 2003; VON OHEIMB et al. 2006; BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Gehölzgruppen werden vom Rand her bis zu einer Höhe von etwa 1,30 m verbissen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Grundsätzlich eigenen sich für die Beweidung mit Rindern nahezu alle Flächen, solange diese nicht zu nährstoffarm und steil sind (BUNZELl-DRÜKE et al. 2008).

    • 3.1.2 Ziegen

      3.1.2 Ziegen

      Extensive Ziegenrassen gibt es in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, bisher nicht (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Daher werden zur Landschaftspflege vor allem Burenziegen und Bunte Deutsche Edelziegen sowie die speziell gezüchtete Witzenhäuser Landschaftspflegeziege eingesetzt. Ziegen setzten entgegen den Rindern mit ihren spitz geformten Klauen mehr geneigt auf den Boden auf und stechen daher tiefer in Boden und Bewuchs (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Der Tritt ist laut den vorher genannten Autoren nicht so schonend wie der der Rinder. Aufgrund ihres geringen Körpergewichtes verursachen Ziegen jedoch nur geringe Trittschäden (VON KORN 1992; BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Infolge ihrer Evolution sind Ziegen sehr gut an steile, felsige Standorte angepasst, so dass sie sich insbesondere für die Pflege bzw. Nutzung von Trockenrasen an Hängen eignen. Ihre Hitzetoleranz verstärkt ihre Eignung für diese naturbedingt stark sonnenbeeinflussten Standorte. Gegenüber ungünstigen Witterungsbedingungen benötigen sie jedoch Schutzvorrichtungen, wie Unterstände (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Ziegen besitzen einen tiefen Verbiss ähnlich der der Schafe, ein sehr breites Futterspektrum und gelten als Futtervergeuder, die bei geringer Futterauswahl fast alles verbeißen, bei großem Futterangebot jedoch stark selektieren (VOIGTLÄNDER et al. 1987; VON KORN 1992; BAUSCHMANN 2004). Ihr Verbiss von Gehölzen ist im Vergleich zu Rindern stärker (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994; BÜCHS & TWELBECK 2003), so dass sie bis zu 60 % ihres Nahrungsbedarfs mit Gehölzen decken können (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Ziegen verbeißen Gehölze bis in einer Höhe von 1,80 m und darüber hinaus, indem sie sich auf die Hinterbeine stellen und die Zweige mit den Vorderbeinen herunter biegen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; TISCHEW et al. 2011). Entgegen den anderen Weidetieren, die Gehölzgruppen vom Rand her verbeißen, klettern Ziegen in die Bestände hinein und lichten sie so von innen aus (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Sie fressen nicht nur die Blätter und jungen Triebe sondern schälen auch die Rinde ab, was häufig zum Absterben der Gehölze führt (SPATZ 1994; BRUNK et al. 2004). Ziegen werden oft zum Zurückdrängen von Gehölzen eingesetzt, wobei auch hier der Verbiss selektiv ist (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Neben Laubgehölzen werden auch Nadelgehölze wie Wacholderbestände verbissen. Eine wiederholte Beweidung mit Ziegen wird letztlich gehölzfreie Flächen schaffen. Dennoch muss gemäß NIETSCHE & NIETSCHE (1994) berücksichtigt werden, dass neben Gehölzen bevorzugt die Krautschicht verbissen wird, so dass auch krautige Arten verdrängt werden können. Eine Dauerbeweidung mit Ziegen könnte zum Verlust seltener und wertgebender Arten führen, was jedoch durch eine zielgerichtete Beweidung mit Hilfe von mobilen Elektrozäunen ausgeschlossen werden kann.

    • 3.1.3 Schafe

      3.1.3 Schafe

      Schafbeweidung hat im Hinblick auf die traditionelle Landnutzung auf nährstoffarmen Standorten eine große Rolle gespielt: Heiden, Borstgras-Rasen, Trockenrasen oder auch Salzgrasland (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994; BÜCHS & TWELBECK 2003). Laut den eben genannten Autoren können Schafe Aufwüchse von Magerrasen verwerten, lange Wegstrecken gehen und sind zudem im Winter leichter unterzubringen und zu ernähren als Rinder. Die Schafrassen sind vielfältig und können je nach angestrebtem Nutzungszweck unterschiedlich eingesetzt werden. Neben Fleischwollschafen existieren reine Fleischschafe, Milch- und Landschafe sowie Kreuzungen der vorher genannten Rassen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994). Schafe besitzen wie Ziegen spitz geformte Klauen, mit denen sie geneigt auf den Boden auftreten und dadurch tief in Boden und Bewuchs eindringen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Aufgrund dessen spricht man vom „scharfen Tritt“ der Schafe. Dennoch verursachen sie durch ihr geringes Gewicht vergleichsweise geringe Trittschäden (VON KORN 1992; STRITTMATTER 1996; BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). KLAPP (1971) konstatiert infolge der Trittwirkung der Schafe eine Schädigung empfindlicher Kräuter sowie mögliche Erosionsschäden im hängigen Gelände. Auf Grünlandflächen empfiehlt sich die Haltung der Schafe in Form einer Koppelhaltung, standortgebundener Hutehaltung oder Wanderschäferei, wobei eine gezielte Biotoppflege insbesondere durch die beiden letztgenannten Haltungsformen zu realisieren ist (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994). Durch die Beweidung in Form einer extensiven Standweide kommt es laut SPATZ (1994) zu verstärkter Nährstoffakkumulation bzw. extremer Eutrophierung einiger Bereiche der Koppel, die von den Schafen regelmäßig als Lagerplätze aufgesucht werden. Die Nährstoffverschleppung führt laut SPATZ (1994) letztlich zur Entstehung unterschiedlicher Pflanzengemeinschaften auf der Fläche. Schafe verbeißen die Vegetation selektiver als Rinder (VON KORN 1992), so dass sie unter extensiven Bedingungen eine deutliche Strukturierung der Pflanzenbestände schaffen, die von intensiv befressenen und weniger bis nicht befressenen Bereichen gekennzeichnet sind (MICHELS & WOIKE 1994; BRUNK et al. 2004).
      Schafe weisen einen sehr tiefen Verbiss auf, so dass auch auf dem Boden flachliegende Kriechtriebe erfasst werden können (KLAPP 1971; VOIGTLÄNDER et al. 1987; VON KORN 1992; STRITTMATTER 1996). Zum Teil erfolgt auch das Ausreißen ganzer Pflanzenteile aus dem Boden. Bevorzugt werden junge, zarte, blattreiche Gräser und Kräuter verbissen, die eiweißreich sind.Gröbere und härtere Pflanzenteile werden hingegen gemieden (KLAPP 1971; VON KORN 1992; NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994). Dennoch gehören auch junge holzige Zwergsträucher zur Nahrung von Schafen. Laut BUNZEL-DRÜKE et al. (2008) machen Gehölze einen Anteil von bis zu 20 % ihres Gesamtfutters aus, so dass sie auch im Rahmen der Pflege von Streuobstwiesen gut geeignet sind. Verbissen werden können Gehölze bis in eine Höhe von 0,80 m, wobei entgegen den Ziegen Gehölzgruppen ausschließlich vom Rand her verbissen werden (WOIKE & ZIMMERMANN 1988; NIETSCHE & NIETSCHE (1994). BRUNK et al. (2004) stellen überdies fest, dass ein Verbiss bis zu einer durchschnittlichen Höhe von 1,20 m, vereinzelt sogar bis 1,60 m stattfindet. Grundsätzlich nehmen Landschafrassen, Heidschnucken und besonders Moorschnucken ein höheres Maß an Gehölzwuchs wie Calluna vulgaris (Heidekraut), Betula-, Salix- und Rubus-Arten auf (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994; BRUNK et al. 2004). Dementsprechend können diese Rassen sehr faserreichen Aufwuchs verwerten und an Fleischzuwachs gewinnen (VON OHEIMB et al. 2006). Laut BUNZEL-DRÜKE et al. (2008) sind echte Wollschafrassen wie Heidschnucken nur eingeschränkt für die Weidenutzung zu empfehlen, da sie sich auf stark verbuschten Flächen oder bei Vorkommen von Dornensträuchern mit ihrer Wolle verfangen können und jährlich geschoren werden müssen. Besser geeignet sind kurzhaarige Rassen, wie das Soay- und Kamerun-Schaf oder auch das Nolana-Landschaf, die den Fellwechsel eigenständig vollziehen. Aufgrund der Anpassung der Schafe an trockene und warme Bedingungen eignen sie sich nur begrenzt für dauerfeuchte Standorte. Einzelne Rassen wie das Gotland-Schaf sind jedoch auch hierfür geeignet (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Skudden eignen sich hervorragend für die späte Beweidung wenig wüchsiger Standorte, da sie überständige Biomasse langsam, aber komplett abfressen (BEINLICH 2012). Über die Nutzung von Schafen im Rahmen einer Ganzjahresbeweidung liegen bisher kaum Erfahrungen vor (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008).

    • 3.1.4 Pferde

      3.1.4 Pferde

      Infolge der Ausrichtung der Zucht auf spezielle Nutzungen hat sich eine große Vielfalt an Pferderassen herausgebildet. Eine Beweidung wird vor allem mit mittelgroßen, urtümlichen Robustrassen wie dem Konik, dem Exmoor-Pony, dem Islandpferd oder der einzig noch lebenden Unterart des Wildpferds, dem Przewalski-Pferd, realisiert (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Ponys und Kleinpferde sind laut NIETSCHE & NIETSCHE (1994) insbesondere aufgrund ihrer Herkunft an die Bedingungen extensiver Standorte angepasst. Grundsätzlich besteht wie für die Rinder die Möglichkeit einer Ganzjahresbeweidung mit einer geringen Zufütterung zu Notzeiten (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; BUNZEL-DRÜKE et al. 2008; FELINKS et al. 2011). Das Futteraufnahmespektrum der Pferde ist sehr gering (VON KORN 1992; SPATZ 1994; BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Aus dieser Tatsache resultiert ein Mosaik aus befressenen und gemiedenen Vegetationsbereichen, was nicht zuletzt durch die starke Futterselektion der Tiere und die ungleiche Beanspruchung der Grasnarbe bedingt ist (VOIGTLÄNDER et al. 1987). Die Selektion wird insbesondere durch die weiträumige Meidung der Geilstellen verursacht (LENGWENAT 2006). Auf mit Pferden beweideten Flächen ist ein Nebeneinander von unter- und überbeweideten Flächen charakteristisch (NIETSCHE & NIETSCHE 1994, KÖHLER et al. 2011). Prinzipiell benötigen sie, entgegen der bereits beschriebenen Weidetiere, struktur- und rohfaserreiches Futter mit einer geringen Energiedichte für eine ausgewogene und gesunde Ernährung (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994; BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Sie sind stark auf Gräser spezialisiert und fressen zudem Pflanzenarten, die bei anderen Herbivoren unbeliebt sind (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Dazu gehören unter anderem Phragmites australis (Gewöhnliches Schilf), Molinia caerulea (Gewöhnliches Pfeifengras) oder auch Calamagrostis epigejos (Land-Reitgras). Der Verbiss der Vegetation erfolgt mit den Lippen bzw. mit den beiden bezahnten Kiefern tiefer als der des Rindes (KLAPP 1971; VON KORN 1992). Pferde verbeißen auch junge holzige Triebe und schälen die Rinde von Gehölzen. Zur Erhaltung von Gehölzen sollten diese mit einem Schutzzaun versehen werden. Bei Ganzjahresstandweiden tragen Pferde zum Erhalt einer halboffenen, stark struktrierten Landschaft bei (KÖHLER et al. 2011).
      Pferde verursachen im Vergleich zu Rindern, Schafen und Ziegen die größten Trittschäden (VON KORN 1992, NIETSCHE & NIETSCHE 1994, BUNZEL-DRÜKE et al. 2008), deren Wirkung durch Hufeisen  verstärkt wird (KLAPP 1971). Nach NIETSCHE & NIETSCHE (1994) muss berücksichtigt werden, dass die Trittwirkung je nach Größe und Verhaltensweise der Pferderassen variiert. Die Trittbelastungen ergeben sich aus dem Gewicht und vor allem aus dem starken Bewegungsdrang der Tiere (KLAPP 1971; SPATZ 1994; LENGWENAT 2006; BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Dabei wird nicht nur der Bewuchs, sondern auch das Bodengefüge gestört (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Eine Beweidung mit Pferden kann laut BUNZEL-DRÜKE et al. (2008) auf nahezu allen Standorten durchgeführt werden mit Ausnahme von sehr steilen Hängen. Laut SPATZ (1994) eignet sich feuchtes und nur gering trittfestes Gelände nicht für die Pflege mit Pferden. Zur Realisierung großflächiger Beweidungsvorhaben ist insbesondere die hohe Akzeptanz von Pferden durch die Öffentlichkeit von Vorteil.

  • 3.2 Weidemanagement

    3.2 Weidemanagement

    Eine zu intensive Beweidung sowie eine Über- und Unterbeweidung kann die Vegetation dauerhaft schädigen und letztlich zum gänzlichen Verlust von wertgebenden Arten oder gar Lebensräumen führen (KLAPP 1971; ROSENTHAL & HÖLZEL 2009). Aufgrund dessen ist ein an den jeweiligen Standort angepasstes Weidemanagement unerlässlich. Nicht zuletzt richtet sich das Weidemanagement nach dem übergeordneten Ziel, das mit einer Beweidung verfolgt wird. Hier kommt neben der reinen Produktion von Nahrungsmitteln (Milch, Fleisch) auch die Zielstellung „Landschaftspflege“ in Betracht. Anhand des verfolgten Zieles lassen sich Beweidungsart (Standweide, Portionsweide, Umtriebsweide, Hutehaltung, Wanderschäferei) und –intensität (intensiv, extensiv), Tierart, Herdengröße und Beweidungsdauer (u. a. Ganzjahres- und Sommerbeweidung) ableiten bzw. festlegen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SHEATH & CLARK 1996; LEDERBOGEN et al. 2004).

    • 3.2.1 Hutehaltung

      3.2.1 Hutehaltung

      Die Hutehaltung, auch Triftbeweidung genannt, stellt eine traditionelle Nutzungsform dar (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; ROSENTHAL & HÖLZEL 2009), bei der die Herden von Hirten auf verschiedenen Weideflächen geführt wurden. Huten wurden sowohl mit Schafen, als auch mit Rindern, Schweinen und Ziegen (in Ortsnähe zudem mit Gänsen) betrieben. Nach dem Auftrieb wurden von den Weidetieren zunächst die schmackhaftesten Pflanzen gefressen und damit stark geschädigt. Die verschmähten Pflanzen konnten sich infolge dessen verstärkt ausbreiten und zur Überalterung neigen (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Mit Hilfe der Hutehaltung wurden Diasporen über weite Entfernungen ausgebreitet (im Haarkleid, an den Hufen, in den Exkrementen) und die einzelnen Pflanzenpopulationen in den unterschiedlichen Gebieten gestärkt (KLAPP 1971). In der heutigen Zeit findet die Triftbeweidung aufgrund des hohen personellen und organisatorischen Aufwandes, der geringen wirtschaftlichen Erträge aus dem Verkauf des Fells oder des Fleisches der Tiere sowie wegen der zum großen Teil nicht mehr vorhandenen Triftwege nur noch selten oder gar nicht mehr statt.

    • 3.2.2 Wanderschäferei

      3.2.2 Wanderschäferei

      Die Wanderschäferei ist durch einen oftmaligen Standortwechsel der Herde zwischen weit entfernten Gebieten gekennzeichnet (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994). Sie ist als traditionelle Nutzungsform anzusehen und wird heutzutage noch in Süd- und Südwestdeutschland praktiziert. Die Sommerweiden sind meist in Höhenlagen auf Grenzertragsstandorten vorzufinden, wohingegen die Herbst- und Winterweidegebiete in klimatisch günstigeren Tallagen vorzufinden sind (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Wie bereits im Namen erkennbar, ist diese Form der Nutzung ausschließlich auf die Verwendung von Schafen als Weidetiere beschränkt und weist wie die Hutehaltung große Vorteile im Rahmen der Landschaftspflege auf (u. a. Diasporenausbreitung).

    • 3.2.3 Standweide

      3.2.3 Standweide

      Die Standweide stellt laut NIETSCHE & NIETSCHE (1994) und KLAPP (1971) eine extensive Nutzung dar. Die Weidefläche wird dabei mit Zäunen abgegrenzt und vorrangig vom Frühjahr bis in den Spätherbst genutzt. Bei dieser Weideführung weidet zumeist die gleiche Anzahl an Tieren über die gesamte Vegetationsperiode auf der gleichen Fläche (SPATZ 1994). Auf diesen Weideflächen findet ein geringerer Nährstoffaustrag als auf den Huteflächen statt, da auf der Standweide die Abkotung direkt auf der Weidefläche erfolgt; bei der Hutebewirtschaftung wird ein Großteil der Exkremente auf den Triftwegen oder im Pferch abgekotet (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994). Die Standweidenwirtschaft weist einen geringeren personellen Aufwand auf als die Hutehaltung. Anfallende Arbeiten sind ausschließlich das Instandhalten der Weidezäune, das Bereitstellen von Trinkwasser und die gelegentliche Kontrolle der Tiere (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Weiterhin erfolgt hier ein räumlich und zeitlich begrenzter Weidegang mit Ruhepausen für die Vegetation zur Regeneration (KLAPP 1971). Zudem werden Mängel der ungeregelten Weidenutzung (Hutehaltung), wie bspw. übermäßige Futterselektion, Überalterung bestimmter gemiedener Arten, starker Flächenverbrauch, aufgehoben (KLAPP 1971; SPATZ 1994). BONTJER & PLACHTER (2004) sind zudem der Auffassung, dass die in der Landwirtschaft unerwünschten Weidereste auf Standweiden nur geringfügig höher sind als auf Umtriebsweiden.
      Zum Erhalt wertvoller Offenlandschaften werden in jüngerer Zeit verstärkt extensive Ganzjahresstandweiden mit Robustrassen (z.B. Heckrinder, Saler-Rinder, Konik- und Przewalski-Pferde) praktiziert (u.a. FELINKS et al. 2012, MANN & TISCHEW 2010, KÖHLER et al. 2011).  
      Neben der vorangegangen erläuterten extensiven Nutzung der Standweide kann diese auch als Intensiv-Standweide genutzt werden. Laut ERNST (1983) wird die Beweidung in diesem Fall mit einem hohen Viehbesatz unter Hinzugabe großer Mengen an Stickstoffdünger realisiert. Im Rahmen der intensiven Beweidung wird die Vegetationsnarbe aufgrund des permanenten Viehbesatzes ständig kurz gehalten; Beweidungspausen für die Regeneration der Vegetation liegen nicht vor. Die Anpassung des Tierbesatzes bzw. der Weideflächengröße an das Vegetationswachstum ist zur Ausübung dieser Beweidungsform unerlässlich (ERNST 1983; VOIGTLÄNDER et al. 1987; SHEATH & CLARK 1996). Grundsätzlich zielt diese Form der Beweidung auf größtmögliche Erträge ab und ist aufgrund dessen für landschaftspflegerische Zielstellungen eher ungeeignet.

    • 3.2.4 Umtriebsweide

      3.2.4 Umtriebsweide

      Eine weitere Nutzungsform stellt die Umtriebsweide dar, die sowohl als intensiv mit bis zu 16 Unterteilungen der Fläche und hoher Besatzstärke angesehen als auch mit einer mittleren Intensität mit bis zu 8 Unterteilungen der Weidefläche und einer geringen bis mittleren Besatzstärke bewertet werden kann (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). VOIGTLÄNDER et al. (1987) spricht von einer Unterteilung der Fläche in meist 10 bis 20 Teilflächen. Grundsätzlich wird die Weidefläche im Rahmen einer Bewirtschaftung als Umtriebsweide in kleinere Flächen unterteilt, auf denen die Tiere, je nach Intensität der Beweidung, zwei bis 10 Tage auf einer Kleinfläche verweilen und anschließend auf die nächste Kleinfläche getrieben werden (KLAPP 1971; ERNST 1983; NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Die Nutzungspausen zwischen der ersten und zweiten Nutzung einer Kleinfläche betragen zwischen 20 und 35 Tage und werden als Ruhepausen (zur Regeneration der Vegetation) bezeichnet (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994). Die Umtriebsweide gewährleistet laut KLAPP (1971) ein schnelles gleichmäßiges Abfressen der Vegetation bei geringem Beibehalten der Futterselektion (BONTJER & PLACHTER 2004). Zudem kann die Besatzdichte entsprechend des Futterangebotes angepasst werden (SPATZ 1994). Auch WEBER (2005) bewertet die Umtriebsweide aus naturschutzfachlicher Sicht als positiv, sofern auf den beweideten Flächen kein Wiesenbrütervorkommen zu verzeichnen ist. Eine Intensivbeweidung kann jedoch auch durch Zugaben von Stickstoffdünger in der gesamten Weideperiode realisiert werden.

    • 3.2.5 Portionsweide

      3.2.5 Portionsweide

      Die intensivste Form der Beweidung stellt die Portionsweide dar, bei der den Tieren jeden Tag ein- bis zweimal eine neue Futterfläche zugeteilt wird (VOIGTLÄNDER et al. 1987; NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Um höchste Erträge zu erzielen werden die Flächen stark mit Stickstoff gedüngt, in dessen Folge die Artenzahl der bestandsbildenden Arten abnimmt. Hier werden insbesondere Gräser, v. a. Stolonenarten, gefördert, so dass sich letztlich reine Grasbestände einstellen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; ROSENTHAL & HÖLZEL 2009). Demnach kommt es zur periodischen Kurzzeitbeweidung mit hoher Beweidungsdichte, so dass die Verbiss- und Trittwirkung maximiert wird (ROSENTHAL & HÖLZEL 2009). Häufig wird die Besatzstärke dem Graszuwachs angepasst (KLAPP 1971). Der Auftrieb erfolgt zum Zeitpunkt der Weidereife, den ROSENTHAL & HÖLZEL (2009) ab Anfang Mai definieren, KLAPP (1971) ab einer Vegetationshöhe von 18-28 cm, VOIGTLÄNDER et al. (1987) entsprechend der Trockensubstanz bei einem Anteil von 18-20 %.

    • 3.2.6 Mähweide

      3.2.6 Mähweide

      Unter Mähweidenutzung versteht man einen mehr oder weniger regelmäßigen Wechsel zwischen Mahd und Beweidung (VOIGTLÄNDER et al. 1987). Mähweidenutzung kann sowohl intensiv als auch extensiv betrieben werden. Von einer intensiven Mähweidenutzung spricht man bei der Durchführung von 4 bis 6 Beweidungsgängen in Kombination mit 1 bis 2 Schnitten; als extensiv wird eine Nutzung mit einem Weidegang und ein bis zwei Schnitten verstanden (NIETSCHE & NIETSCHE 1994).
      Laut KLAPP (1971) und VOIGTLÄNDER et al. (1987) vereinigt die Mähweidenutzung die Vorzüge beider Nutzungen (Mahd und Beweidung) unter gleichzeitigem Ausschalten ihrer jeweiligen Nachteile. Als Vorzüge der Beweidung können zunächst der selektive Verbiss der Vegetation (auch äquivalent zu betrachten), die Verhinderung von Witterungsextremen in Bodennähe durch den Erhalt einer dichten Grasnarbe, die Schaffung von Schutzstellen und/oder Rohboden für die Keimung von lichtbedürftigen Arten durch Tritt, die düngende Wirkung der Exkremente oder auch die horizontale Strukturierung der Vegetation genannt werden. Eine Mahd gleicht wiederum die Nachteile einer Beweidung aus: Aufhebung von Kahlfraß- und Geilstellen, Zurückdrängung lichtbedürftiger Rosettenpflanzen, Förderung regenerationsfreudiger Arten, starke vertikale Strukturierung der Vegetationsbestände. Infolge beider Nutzungen werden Konkurrenzvorteile bzw. Begünstigungen von einzelnen Arten, wie sie bei nur einer Nutzung auftreten, aufgehoben. Infolge des Nutzungswechsels entstehen insgesamt homogenere Pflanzenbestände, d. h. eine mehr oder weniger räumliche Gleichverteilung von Gräsern und Kräutern (ELSÄßER et al. 1998). Entgegen einer reinen Mähnutzung ist der Kräuterreichtum laut den vorher genannten Autoren jedoch geringer, was aus der generellen Empfindlichkeit der Grünlandkräuter gegenüber Tritt resultiert (auch BRIEMLE & JILG 1988). Entgegen dessen fanden KLIMEK et al. (2007) keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Kräuteranteils auf Mähwiesen und Mähweiden. Laut dem Verband zur Förderung extensiver Grünlandwirtschaft e.V. (1999) wird durch die Bewirtschaftung mittels einer Mähweide ohne Düngung insbesondere das tritt-, verbiss- und trockenheitsverträgliche Dactylis glomerata gefördert, Elymus repensCirsium arvense und Urtica dioica sind derweil rückläufig.
      Ein großer Vorteil der Mähweide gegenüber einer Dauerweide besteht darin, dass die Futteraufnahme der Tiere nach einer Schnittnutzung besser ist als nach einem Weidegang (VOIGTLÄNDER et al. 1987). Weiterhin führen VOIGTLÄNDER et al. (1987) aus, dass der Viehbestand ganzjährig gleich bleibend erhalten werden und die Abschöpfung des Weiderestes zum jeweils optimalen Nutzungszeitpunkt erfolgen kann. KLAPP (1971) gibt im Hinblick dessen an, dass bei einem regelmäßigen Weide-Mahd-Wechsel geringere Weidereste als bei einer einseitigen Beweidung anfallen. Die Schnittnutzung und Beweidung richten sich nach dem jeweiligen Vegetationsaufwuchs auf der Fläche und unterliegen aufgrund dessen keinem konkreten Nutzungstermin.
      Neben einer extensiv betriebenen Mähweidenutzung ohne Düngung, entspricht eine Bewirtschaftung mit hohen Düngergaben einer intensiven Nutzungsform. VOIGTLÄNDER et al. (1987) sehen den Ursprung dieser Intensivbewirtschaftung in Süddeutschland auf graswüchsigen Vegetationsbeständen, die grundsätzlich mit einer starken Gülledüngung verbunden ist. MÖSELER & WEBER (2003) erklären, dass eine intensive Nutzung zur Verarmung des Artenbestandes führt. Weiterhin wird erläutert, dass bei einer extensiven Mähweidenutzung Charakterarten der Wiesen in den Beständen überwiegen.

    • 3.2.7 Hinweise zum Management

      3.2.7 Hinweise zum Management

      Je nach Beweidungsform und -intensität kann es zur Über- aber auch Unterbeweidung der Flächen kommen. Von Unterbeweidung spricht man, wenn auf der Weidefläche mehr Futter vorhanden ist, als das Vieh bewältigen kann (KLAPP 1971; VOIGTLÄNDER et al. 1987). Gründe der Unterbeweidung sind die Beweidung mit einem zu geringen Besatz oder einem zu späten Austrieb der Tiere, so dass das Futter überständig und damit verstärkt zertreten und gemieden wird. Infolge der Verdrängung beliebter Pflanzen bilden sich „Unkrauthorste“ und es kommt zu Artverschiebung innerhalb der Weide (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Eine Überbeweidung entspricht dem Gegenteil, d. h. das auf der Fläche vorhandene Futterangebot ist ständig zu gering (KLAPP 1971; VOIGTLÄNDER et al. 1987). Ursachen dafür sind zum einen eine zu hohe Besatzstärke, zum anderen eine zu lange Fresszeit der Tiere auf der Fläche (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Aus der Überbeweidung ergibt sich letztlich eine gänzliche Erschöpfung und dauerhafte Schädigung der Grasnarbe. Es bilden sich „Kahlfraßstellen“, da die schmackhaftesten Pflanzenarten bis zur Vernichtung befressen werden (NIETSCHE & NIETSCHE 1994); niedrigwüchsige Rosettenpflanzen profitieren auf Kosten höherwüchsiger Vegetation (KLAPP 1971). Eine kurzzeitige Überbeweidung kann aus Artenschutzgründen auch positiv wirken: Schaffung von Lücken in der Grasnarbe und Einfall des Lichtes bis auf den Rohboden bieten die Möglichkeit des Aufkommens von konkurrenzschwachen, lichtbedürftigen Pflanzenarten (BULLOCK 1996; PECO et al. 2006).
      Durch ein angepasstes Weidemanagement mit Anpassung der Viehzahl an den Aufwuchs der Weidefläche sowie der Bereitstellung weiterer Weideflächen in Trockenperioden können Über- und Unterbeweidung ausgeschlossen werden (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). In Abhängigkeit der Beweidungsform ist auf weitere betriebliche Voraussetzungen, wie das Bereitstellen von Tränken oder das Aufstellen und Kontrollieren des Weidezaunes, zu achten. An dieser Stelle soll auf die Arbeiten von KLAPP (1971), NIETSCHE & NIETSCHE (1994), VON OHEIMB et al. (2006) und BUNZEL-DRÜKE et al. (2008) verwiesen werden.

      Neben der Beweidungsform wirken sich auch die Beweidungszeiten und die damit verbundenen Ruhezeiten zur Regeneration der Vegetation unterschiedlich auf die Vegetationszusammensetzung und -struktur aus. Zu unterscheiden sind jahreszeitlich stattfindende Weidegänge, wie Sommerbeweidung, Winter- oder Frühjahrsbeweidung und eine Ganzjahresbeweidung. Eine Ganzjahresbeweidung kann ausschließlich mit robusten Tierarten durchgeführt werden. Erkenntnisse über eine ganzjährige Beweidung mit Schafen und Ziegen liegen kaum vor (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008), so dass Pferde oder Rinder für diese Form der Beweidung zu präferieren sind. Voraussetzung für die Ganzjahresbeweidung ist neben der Verwendung von anspruchslosen und robusten Rassen auch eine angepasste Besatzdichte. Als limitierender Faktor für die Besatzdichte ist der Winterfutterbedarf und damit die Aufwuchsleistung der Weidefläche zu nennen (HÄRDTLE et al. 2003; VON OHEIMB et al. 2006). Eine Zufütterung im Rahmen einer extensiven Beweidung sollte möglichst vermieden und nur zu Notzeiten, z. B. bei zu hohen Schneelagen im Winter, umgesetzt werden. Landschaftspflegerische Effekte der Ganzjahresbeweidung mit Großherbivoren zeigen sich insbesondere in den Wintermonaten, da zu diesen Zeiten von den Tieren auch überständige alte Gräser und Stauden sowie alte Streuauflagen genutzt werden (FELINKS et al. 2011). NIETSCHE & NIETSCHE (1994) sowie KLAPP (1971) stellten indes fest, dass eine Vorweidenutzung sowie eine reine Winterbeweidung mit Großvieh (Rinder, Pferde) die Grasnarbe infolge der Trittbelastung erheblich zerstört und daher nicht zu empfehlen ist (auch JÄGER et al. 2002a, 2002b). Eine Beweidung mit Schafen als Vorweidenutzung, für die Herbstnachweide sowie Winter- oder Frühjahrsbeweidung bewerteten die zuvor genannten Autoren hingegen für die Narbenverdichtung des Grünlandes als positiv (auch KLAPP 1971). In Folge einer Winter- oder Frühjahrsbeweidung werden verstärkt frisch ausgetriebene Obergräser verbissen, so dass deren Konkurrenzkraft gemindert, jedoch niedrigwüchsige Arten gefördert werden (KLAPP 1971; JÄGER et al. 2002a, 2002b).

      Zum Weidemanagement zählt weiterhin die veterinärmedizinische Kontrolle und Versorgung der Tiere. Die veterinärmedizinischen Vorgaben richten sich nach der Tierart. Rinder müssen beispielsweise einer regelmäßigen Blutuntersuchung unterzogen und innerhalb von sieben Tagen nach der Geburt gekennzeichnet (Ohrmarken) werden (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Die Kennzeichnungspflicht für Schafe und Ziegen ist ähnlich die der Rinder, hier fallen jedoch die Blutuntersuchungen weg. Zusätzlich zu einer Kennzeichnung über eine Ohrmarke müssen die Tiere eine weitere Kennzeichnung in Form einer zweiten Ohrmarke, eines Mikrochips oder einer Tätowierung erhalten (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008).

  • 3.3 Auswirkungen

    3.3 Auswirkungen

    • 3.3.1 Boden

      3.3.1 Boden

      Je nach angewandter Tierrasse und Weidemanagement wirkt sich eine Beweidung unterschiedlich stark auf den Boden aus. Ausschlaggebend dafür sind u. a. das Körpergewicht (Trittbelastung) und das Verhalten der Weidetiere sowie die eingesetzte Besatzstärke. So üben beispielsweise stehende Kühe ca. 1 kg/cm², wandernde Kühe sogar 4 kg/cm² Druckgewicht auf den Boden aus, was eine weitaus stärkere Druckbelastung auf den Boden darstellt als es bei Schleppern der Fall ist (KLAPP 1971). Laut WOIKE & ZIMMERMANN (1988) reicht die bodenverdichtende Wirkung unter Kuhweiden 10 cm bis 15 cm tief, unter Schafweiden ca. 1 cm bis 4 cm. Aus dieser rassenspezifischen Trittbelastung resultiert eine Bodenverdichtung in Abhängigkeit von Bodenart, -feuchte und Narbenzustand (KLAPP 1971; VOIGTLÄNDER et al. 1987; NIETSCHE & NIETSCHE 1994; ROSENTHAL & HÖLZEL 2009). Eine Gefahr der Bodenverdichtung besteht vor allem auf ton- und humusreichen Böden, eine geringere Gefahr auf grobkörnigen, strukturlosen Böden (Klapp 1971). Entscheidend ist der Feuchtegrad des jeweiligen Bodens: Eine niedrige Grundwasserlage verbunden mit einer trockenen Bodenoberschicht erhöht selbst auf anmoorigen Böden die Tragfähigkeit der selbigen. Die verdichtende Wirkung des Trittes ist im Frühjahr am stärksten und nimmt über den Sommer zum Herbst hin ab (VOIGTLÄNDER et al. 1987). In kühl-gemäßigten Klimaten können diese Trittschäden jedoch durch Winterfröste (Frosthebung, Quellung) zum großen Teil behoben werden; in Ländern mit warm-trockenem Klima kann die Trittbelastung allerdings zu Dauerschäden führen (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994).
      In steilem Gelände entstehen häufig horizontale Trampelpfade (insbesondere von Rindern hervorgerufen), so genannte Viehtreppen, auf denen eine verstärkte Bodenverdichtung vorzufinden ist (SPATZ 1994). Infolge der starken Trittbelastung sind diese Pfade häufig nur im geringen Maße mit Vegetation bestanden, was wiederum zu Erosionserscheinungen führen kann (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994).
      Bei Anwendung eines standortangepassten Beweidungsmanagements wird die Vegetationsnarbe erhalten, was wiederum die Witterungsextreme in Bodennähe mildert und ein ausgeglichenes Mikro- und Bodenklima zur Folge hat (KLAPP 1971).
      Der durch die Beweidung hervorgerufene Nährstoffentzug wird laut KLAPP (1971) durch die Tierexkremente kompensiert, so dass eine Düngung zur Aufrechterhaltung des grünlandspezifischen Nährstoffhaushaltes nicht erforderlich ist. VOIGTLÄNDER et al. (1987) führt weiterhin aus, dass etwa 70 % bis 100 % der im Futter enthaltenden Nährstoffe dem Boden über Kotabgaben direkt zugeführt wird. Dennoch werden die Nährstoffe von den Weidetieren ungleichmäßig über der Fläche verteilt (Aufenthaltspräferenzen). PECO et al. (2006) fanden im Rahmen der Weidenutzung grundsätzlich höhere Stickstoff- und Kaliumgehalte im Boden als auf Brachflächen vor; signifikante Effekte auf den Phosphorhaushalt ließen sich nicht erkennen. Zur Erhaltung dauerhaft nährstoffarmer Vegetationstypen wie Heiden oder Magerrasen ist hingegen ein ständiger Stoffentzug erforderlich, der durch das Pferchen der Weidetiere außerhalb dieser Flächen zu realisieren ist (SPATZ 1994; STRITTMATTER 1996).

    • 3.3.2 Flora

      3.3.2 Flora

      Die Artenzusammensetzung der Weide ist durch die Auswirkungen des Verbisses, Tritts und Exkrementanfalls der Weidetiere sowie deren Verhalten bedingt (VOIGTLÄNDER et al. 1987; NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Hinsichtlich des Konkurrenzgefüges der Arten hat die Beweidung eine andere Wirkung als die Mahd. Durch eine Mahdnutzung werden alle Pflanzen gleichermaßen unselektiv geschädigt, wohingegen die Pflanzen im Rahmen der Beweidung je nach ihrer Attraktivität für die Weidetiere selektiv verbissen werden (KLAPP 1971; VOIGTLÄNDER et al. 1987; NIETSCHE & NIETSCHE 1994; SPATZ 1994; BULLOCK 1996; JÄGER et al. 2002b; RÖVER 2006). Insbesondere unangenehm schmeckende, bewehrte (Stacheln, Dornen) und behaarte Pflanzen werden gemieden und damit indirekt gefördert. Es entsteht der so genannte Weiderest, der sich aus den verschmähten Pflanzen und der gemiedenen Vegetation infolge der Ausbildung von Geilstellen ergibt (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994; STRITTMATTER 1996). KLAPP (1971) spricht von guten Weiden mit Weideresten unter 20-25 % des Aufwuchses der Weidefläche; NIETSCHE & NIETSCHE (1994) von 20-35 %. Auch Pflanzenarten mit einem flach auf dem Boden angepressten Wuchs erfahren eine Förderung infolge der Beweidung, da sie von den Weidetieren nicht erfasst werden können (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994; JÄGER et al. 2002b). Wohlschmeckende Arten werden hingegen stärker geschädigt, was bei einem unangepassten Weidemanagement zum gänzlichen Verlust von Arten führen kann (KLAPP 1971). Ebenfalls erfahren trittempfindliche Arten, d. h. Arten, deren Erneuerungsknospen oberhalb oder an der Erdoberfläche sitzen, eine starke Schädigung oder gehen auf der Weidefläche gänzlich verloren (KLAPP 1971; JÄGER et al. 2002b). Als trittempfindliche Arten stuft KLAPP (1971) unter anderem das Obergras Arrhenatherum elatius ein, als begrenzt weidefest u. a. Dactylis glomerata und Holcus lanatus. Daraus resultierend wird der Vegetationsbestand auf Weiden hauptsächlich durch Untergräser gebildet (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; MÖSELER & WEBER 2003). Aus dem Fraßverhalten der Tiere resultiert letztlich eine starke horizontale Strukturierung der Vegetation, d. h. ein Nebeneinander an Vegetationshoch- und Tiefständen (KLAPP 1971; ALBERS et al. 1992; ROSENTHAL & HÖLZEL 2009). Dies ist häufig mit einer Erhöhung der Artenzahl, insbesondere nach Wideraufnahme der Nutzung nach einer längeren Brachphase, verbunden (BÜCHS & TWELBECK 2003). Auch KLIMEK et al. (2007) fanden auf einem ausschließlich durch Beweidung genutzten Grünland 205 Pflanzenarten und im Gegensatz dazu auf einer Mähwiese nur 121 Arten vor; die Artenzahl der Mähweide war mit 125 Pflanzenarten nicht signifikant höher als die der Mähwiese. Entscheidend ist hierbei jedoch auch die Besatzdichte. Eine Studie von SCHAICH & BARTHELMES (2012) auf renaturiertem Feuchtgrünland zeigte ebenfalls eine höhere Artenzahl auf beweideten Flächen gegenüber zweischürigen Wiesen.
      Wird die Beweidung nur kurzzeitig und mit hoher Besatzdichte durchgeführt, kommt sie der Auswirkung der Mahd allerdings recht nahe (BECKER & BECKERr 2010).
      Neben dem Gras- und Krautverbiss werden in Abhängigkeit der Tierart auch Gehölze verbissen (vgl. Abschnitt Hinweise zum Management, BULLOCK 1996; BÜCHS & TWELBECK 2003). Zudem kann eine Beweidung zur Reduktion von aufkommenden Neophyten, wie bspw. Prunus serotina oder auch Reynoutria japonica, führen (HÄRDTLE et al. 2003; FELINKS et al. 2011). FELINKS et al. (2011) weisen im Hinblick dessen darauf hin, neophytische Gehölze vor Weidebeginn zunächst mit Hilfe von Entbuschungsmaßnahmen zurückzudrängen, so dass eine Verbreitung der Samen mittels der Weidetiere ausgeschlossen werden kann. So werden infolge von Entbuschungsmaßnahmen neu ausgetriebene Triebe durch die Weidetiere so stark verbissen, dass eine Fruchtung der Pflanzen unterbleibt.
      Wie im vorigen Abschnitt erwähnt, sind Tierpfade häufig spärlich oder gar nicht mit Vegetation bewachsen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994), aber auch unterhalb der Pfade kommt es infolge der unterschiedlichen Futterzugänglichkeit, Möglichkeit des Betretens und Exkrementanfalls zur Differenzierung der Vegetation (KLAPP 1971).
      Infolge eines häufigen Weideganges (intensiv) mit hoher Besatzdichte werden vor allem Untergräser und niedrige Dikotyle entgegen hochgewachsenen Arten gefördert (JÄGER et al. 2002b). Bei extensiven Weidegängen mit einer geringen Besatzdichte erfolgt hingegen keine Förderung von Pflanzen einer bestimmten Wuchshöhe (ALBERS et al. 1992; JÄGER et al. 2002b). Grundsätzlich trägt eine Beweidung, vorausgesetzt es wird ein standortangepasstes Beweidungsmanagement praktiziert, zum Erhalt der gewünschten, dichten Grasnarbe bei (KLAPP 1971; ALBERS et al. 1992; SPATZ 1994). Doch insbesondere in Nässeperioden bzw. auf Standorten mit prinzipiell feuchten Bodenverhältnissen können Großtierrassen wie Rinder und Pferde die Grasnarbe durchtreten und damit erheblich schädigen (NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Es empfiehlt sich laut NIETSCHE & NIETSCHE (1994) eine Beweidung mit leichteren Weidetieren (Schafe, Ziegen) oder ein gänzliches Unterlassen der Beweidung.
      Die ehemals große Bedeutung von Weidetieren für die Diasporenausbreitung, insbesondere in Hinblick auf die Wanderschäferei und Triftbeweidung, ist infolge der heute üblichen Weideverfahren (Standweide, Portionsweide) gering (ROSENTHAL & HÖLZEL 2009). Dennoch kann die Wiederaufnahme dieser traditionellen Nutzungsweisen zum Diasporenaustausch zwischen Populationen sowie zur Sicherung bzw. Erhaltung von Arten beitragen, die auf eine zoochore Ausbreitung angewiesen sind (KLAPP 1971; NIETSCHE & NIETSCHE 1994). Neben der Funktion als Ausbreitungsmechanismus schaffen die Weidetiere überdies Mikrohabitate (durch Trittsiegel) für die Keimung und Etablierung von Pflanzenarten (ROSENTHAL & HÖLZEL 2009). Zudem werden Altgras und abgestorbene Pflanzenreste durch den Tritt der Weidetiere in den Boden gedrückt und damit schneller zersetzt (NIETSCHE & NIETSCHE 1994).

    • 3.3.3 Fauna

      3.3.3 Fauna

      Aufgrund des selektiven Fressverhaltens der Weidetiere ergibt sich eine große Vielfalt an unterschiedlichen Standorten und Strukturen, die zu einer hohen Artenvielzahl, insbesondere von Tierarten mit komplexen Lebensraumansprüchen, führen (ROSENTHAL & HÖLZEL2009). Somit wirken die von der Beweidung hervorgerufenen Effekte auf die Fauna meist indirekt über die Änderung der Vegetationsstruktur (BRUNK et al. 2004; HÄNSEL & PLACHTER 2004; WOODCOCK et al. 2005). Laut BRUNK et al. (2004) werden vor allem xerophile (trockenheitsliebende) und euryöke Arten (Generalisten) sowie Dungspezialisten (VON OHEIMB et al. 2006) infolge einer Beweidung gefördert. Auf eine Pflanzenart spezialisierte Organismen (Spezialisten) können hingegen, beispielsweise aufgrund des starken Verbisses einer bestimmten Pflanzenart, stark geschädigt werden oder lokal aussterben (SCHRAUTZER et al. 2003). Infolge der Trittwirkung der Weidetiere und der damit verbundenen Schaffung von Rohboden profitieren zudem Offenbodenbewohner, wie erdnistende Hymenopteren (Hautflügler) (BRUNK et al. 2004; VON OHEIMB et al. 2006). Zudem konnten BRUNK et al. (2004) eine Zunahme der Artenzahlen von Heuschrecken, Spinnen oder auch Laufkäfern im Rahmen einer extensiven Rinderbeweidung feststellen (vgl. auch BÜCHS & TWELBECK 2003; VON OHEIMB et al. 2006). Laut FARTMANN & MATTES (1997) werden durch Tritt und Verbiss der Weidetiere erst geeignete Lebensbedingungen für einige Heuschreckenarten geschaffen bzw. verbessert (auch VON OHEIMB et al. 2006), wobei durch zu starken Tritt grundsätzlich jedoch auch Zerstörungen der Eier zu erwarten sind. Insbesondere die frühen Larvenstadien werden als besonders empfindlich gegenüber einer Beweidung eingeschätzt. Dieser Effekt verstärkt sich infolge einer Beweidung bei nass-kalter Witterung, wenn die Aktivität der Heuschrecken herabgesetzt ist. SCHMIDT (2004) zeigte zudem auf, dass ein früher Beweidungstermin (April) nicht zwangsläufig, wie häufig angenommen, zur Artenverarmung führt. So stellte er insbesondere eine Erhöhung der Artenzahlen von wärmeliebenden Käfer- sowie Ameisenarten fest.

      Mit Hilfe eines angepassten extensiven Weidemanagements kann möglicherweise auch das Blütenangebot des Grünlandes verbessert werden (BRUNK et al. 2004), was wiederum zur Erhöhung der Hymenopteren und Lepidopteren (Falter) führen kann. SPATZ (1994) erklärt weiter, dass durch die von den Tieren gemiedenen Kotstellen vor allem in diesen Bereichen eine ungestörte Entwicklung von Pflanzenarten stattfinden kann. Die zur Blüte kommenden Vegetationsinseln werden dabei für die blütenbewohnenden und fressenden Insektenarten als Nahrungs- und Entwicklungshabitat betrachtet. Grundsätzlich unterliegen Wirbellose starken jährlichen Populationsschwankungen, so dass die Betrachtung der Auswirkungen der Beweidung auf die Arten über mehrjährige Beobachtungen erfolgen muss (VON OHEIMB et al. 2006).
      Eine Beweidung beeinflusst zudem die Avifauna, insbesondere die bodenbrütenden Arten, auf der Weidefläche. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass während der Brutzeit Gelege zertreten werden (BRUNK et al. 2004). Aufgrund dessen sollten die Weidezeiten entsprechend dem Vorkommen von seltenen und bestandsgefährdeten Arten oder Arten, die nach europäischem Recht (Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979; Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992) besonders oder streng geschützt sind, angepasst werden. SCHRAUTZER et al. (2003) zeigten, dass Vogelarten mit einem frühen Brutbeginn, wie Bekassine und Wiesenpieper, kaum unter der Beweidung leiden, während bei Arten mit spätem Brutbeginn, wie Wachtelkönig oder Feldschwirl, Verluste in Form von Gelegezerstörungen bis über 50 % auftreten. JÄGER et al. (2002a) weisen indes darauf hin, dass eine Beweidung vor allem für auf niedrige Vegetationsbestände angewiesene Vogelarten nützlich ist. Das infolge der Beweidung entstandene Vegetationsmosaik aus höheren und niedrigeren Vegetationsbeständen bietet Wiesenbrütern sowohl Deckung und Neststandorte als auch Nahrungshabitate für die Aufzucht der Jungen. AuchVON OHEIMB et al. (2006) verzeichneten infolge einer extensiven Beweidung mit Schafen und Rindern insgesamt eine Zunahme der Artenzahl der Vögel auf der Weidefläche sowie auch einen positiven Bestandstrend der Offenlandarten.
      Insgesamt können sich durch ein an den jeweiligen Standort angepasstes Weidemanagement faunistisch relevante Strukturen bilden (VON OHEIMB et al. 2006). So entstehen im Rahmen einer Beweidung gut strukturierte (horizontal und vertikal) Vegetationsbestände, gehölzfreie und mit Gehölzgruppen bestandene Bereiche, offene Rohbodenstellen und kleinflächig gestörte Bereiche. Zudem erfolgt eine deutliche Differenzierung des Mikroreliefs (KLAPP 1971; VON OHEIMB et al. 2006; ROSENTHAL & HÖLZEL 2009).

  • 3.4 Beweidung des LRT 6440

    3.4 Beweidung des LRT 6440

    Für die Brenndolden-Auenwiesen als Kulturbiotope ist eine regelmäßige Nutzung bzw. Pflege existenziell. Grundsätzlich sind dafür Beweidung, Mahd sowie eine kombinierte Nutzung der beiden vorher genannten (Mähweide) möglich (JÄGER et al. 2002a; MÖSELER & WEBER 2003). Die Nutzung als Mähweide ist zu präferieren, da mittels einer ausschließlichen Beweidung kein ausreichender Biomasse- und Nährstoffentzug sowie keine Unterbindung der Ausbildung mächtiger Streuschichten gewährleistet werden kann (JÄGER et al. 2002a).
    Im Hinblick dessen sollte ein jährlich einmaliger Weidegang mit Rindern, Schafen oder Ziegen als Zweit- oder Drittnutzung erfolgen (WEBER 2005). Eine Beweidung mit Hilfe von Pferden ist aufgrund erheblicher Trittschäden auszuschließen (JÄGER et al. 2002a). Zur Erhaltung des LRT 6440 in einer optimalen Ausprägung ist eine kurzzeitige Beweidung mit hoher Besatzdichte einer längeren Weideführung mit niedriger Besatzdichte vorzuziehen. Infolge dessen werden die Trittbelastung und der selektive Verbiss beschränkt. Eine Beweidung mit Schafen sollte demnach in einem Gehüt, mit Rindern in Form einer Umtriebsweide erfolgen. Die Beweidung in Form einer Standweide ist in optimal ausgeprägten Beständen des LRT 6440 auszuschließen und sollte in Ausnahmefällen lediglich auf minimal ausgeprägten Beständen erfolgen.
    Zur Gewährleistung eines ausreichenden Verbisses der Vegetation sollte die Beweidung bei einer Vegetationshöhe von 15 cm bis 35 cm vorgenommen werden (JÄGER et al. 2002a). Höherwüchsige Bestände werden im Gegensatz dazu überwiegend zertreten als gefressen, was wiederum zur Akkumulation einer Streuschicht führt. Im Rahmen der Beweidung treten zudem Geilstellen auf, die von den Weidetieren weitestgehend gemieden werden, so dass ein Verbiss der Vegetation im Bereich der Geilstellen nicht mehr gegeben ist. Aufgrund dessen ist nach der Beweidung ein Pflegeschnitt zur Beseitigung der Weidereste zu empfehlen, um eine leistungsfähige Grasnarbe zu erhalten (ALBERS et al. 1992; STRITTMATTER 1996; JÄGER et al. 2002a). Zudem wird auch im Folgejahr die Vegetation in Bereichen der Geilstellen von den Weidetieren gemieden (JÄGER et al. 2002a).
    Des Weiteren kann eine Winter- oder Frühjahrsbeweidung bis Mitte April mit Schafen durchgeführt werden, sofern besonders störungsempfindliche frühbrütende Wiesenvögel, wie Großer Brachvogel oder Kiebitz, auf der Fläche nicht vorkommen. Im Falle des Auftretens der zuvor genannten Arten ist eine Beweidung bis Ende März möglich. Das Pferchen der Tiere ist zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung einer optimalen Ausprägung des LRT auf dessen Flächen zu unterlassen (JÄGER et al. 2002a); ebenso die Durchführung einer Winterweide mit Rindern. Die Auswirkungen der Winter- bzw. Frühjahrsweide mit Schafen auf die Vegetation wurden im Abschnitt Hinweise zum Management aufgezeigt.
    Grundsätzlich sollte die Beweidung nach Möglichkeit räumlich sowie zeitlich differenziert erfolgen (JÄGER et al. 2002a).
    MANN & TISCHEW (2010) stellten fest, dass sich bei der Umwandlung von Acker in Feuchtgrünland eine extensive Ganzjahresstandweide mit Heckrindern und Przwalski-Pferden sehr gut eignet, um standorttypische Vegetationseinheiten mit vergleichsweise niedrigem Nährstoffstatus zu entwickeln.

  • 3.5 Beweidung des LRT 6510

    3.5 Beweidung des LRT 6510

    Wie schon für den LRT 6440 ist auch für das Vorkommen des LRT 6510 menschliches Eingreifen notwendig. Grundsätzlich erfolgte bzw. erfolgt die Nutzung der Flachland-Mähwiesen vorwiegend durch Mahd (MÖSELER & WEBER 2003), aber auch ein einmaliger Weidegang als Zweit- oder Drittnutzung ist möglich (NIETSCHE & NIETSCHE 1994; JÄGER et al. 2002b; WEBER 2005). Hierfür sind insbesondere Rinder und Schafe als Weidetiere einzusetzen. Für magere Glatthaferwiesen der basenreichen Standorte (Subassoziation von Salvia pratensis, mit hohem Anteil an Arten der Halbtrockenrasen) scheint neben der ausschließlichen Mahd auch eine alleinige Beweidung mit Schafen in Hutehaltung eine geeignete Methode zu sein, um artenreiche Wiesen zu erhalten. Alternativ dazu führt auch eine Rinderbeweidung in Umtriebsweide zu ähnlich gut ausgeprägten Beständen (vgl. Untersuchungen im Südharz, DULLAU & HENNING 2012). Eine geeignete Nutzungsform für Glatthaferwiesen des Mittelgebirgsraums ist eine kurzzeitige extensive Rinderbeweidung zu einem relativ späten Zeitpunkt (OTTE et al. 2008;  BECKER & BECKER 2010). Laut JÄGER et al. (2002b) ist eine Beweidung der Mähwiesen mit Pferden zu unterlassen.

    Ein kurzfristiger Weidegang mit hoher Besatzstärke ist prinzipiell einem längeren mit niedriger Besatzstärke vorzuziehen, so dass die Trittbelastungen und der selektive Verbiss eingeschränkt werden (BECKER & BECKER 2010). Um einen ausreichenden Verbiss der Vegetation zu fördern, aber gleichzeitig ein Zertreten derselben zu unterbinden, sollte eine Beweidung ab einer Vegetationshöhe von 15 cm bis 35 cm vorgenommen werden. Ein Pflegeschnitt nach der Beweidung zur Entfernung der Weidereste wird von JÄGER et al. (2002b) sowie WAGNER & LUICK (2003) empfohlen, kann aber nach BECKER & BECKER (2010) bei kurzzeitig extensiver Rinderbeweidung auf mageren Glatthaferwiesen des Mittelgebirgsraums unterbleiben.

    Neben dem LRT 6440 kann auch auf den Flachland-Mähwiesen eine Winter- oder Frühjahrsbeweidung mit Schafen bis Ende April erfolgen. Daraus resultiert eine Reduktion der Obergräser und dadurch bedingt eine Förderung niedrigwüchsiger konkurrenzschwacher Arten. Eine Winterbeweidung mit Rindern ist zu unterlassen (JÄGER et al. 2002b).

  • 3.6 Beweidung des LRT 6520

    3.6 Beweidung des LRT 6520

    Grundsätzlich ist die Mahd einer Beweidung vorzuziehen. Zahlreiche Autoren sprechen sich gegen eine Beweidung aus bzw. geben starke Einschränkungen. SCHEIDEL & BRUELHEIDE (2004) bezeichnen die Beweidung als dauerhafte Nutzungsvariante traditionell gemähter Goldhafer-Bergwiesen als ungeeignet. FRANK & JÄGER (2002) schränken die Beweidung in Gebieten mit Schafhaltung auf eine Winter- oder Frühjahrsbeweidung mit Schafen bis Ende April, in höheren Lagen bis Mitte Mai ein.

     

    Da vielerorts jedoch für schwer zugängliche Gebiete wie Bachtäler kein Nutzungsinteresse besteht oder für den Aufwuchs das Verwertungsinteresse sinkt, ist die Beweidung eine Alternative Nutzungsform, um dem Verlust von Bergwiesen entgegenzuwirken. Für die Beweidung mit Rindern sind robuste Rassen wie Harzer Rotvieh, Schottisches Höhenvieh, Schwarzbunte Rasse (WEGENER 1993; DIERSCHKE & PEPPLER-LISBACH 2009) den Intensivrassen vorzuziehen. Insbesondere mit Harzer Höhenvieh in Umtriebsweide wurden in den letzten Jahren im Ostharz (u.a bei Tanne, Königshütte) sehr gute Erfahrungen beim Erhalt der Bergwiesen gemacht.

     

    Rinder-Standweiden führen mit hoher Besatzdichte langfristig zum Verlust der lebensraumtypischen Artenzusammensetzung, wohingegen keine negativen Einwände gegen eine Nachbeweidung mit robusten Rinderrassen, anstelle der zweiten Mahd sprechen (DIERSCHKE 2009). Besondere Rücksicht ist auf den Zeitpunkt zu nehmen: Eine zu frühe Beweidung verhindert das Ausprägen bunter Blühaspekte, eine zu späte Beweidung birgt die Gefahr der zu hohen Trittbelastung (DIERSCHKE 1986). Eine Orientierung an den Mahd- Zeitpunkten erscheint daher sinnvoll.

Die Weidenutzung ist die für die Grünlandentstehung älteste relevante Wirtschaftsform (ROSENTHAL & HÖLZEL 2009; KÜSTER 2010). Ohne menschliches Eingreifen kommt es auf den Grünlandflächen zum Aufkommen von Gehölzen bis hin zur Einstellung des für Mitteleuropa typischen Klimaxstadiums Wald.